
Titel: Black Memory
Genres Drama, Krimi und Thriller
Seiten: 381
Erschienen 12.2016 bei Heyne
ISBN: 978-3453-418332
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[Rezensionsexemplar]
“Black Memory” ist ein guter Thriller, der fesselt und einen kaum loslässt. Die Geschichte ist spannend, innovativ, gut durchdacht //

Ein vermisstes Mädchen mit einer einzigartigen Inselbegabung.
Eine Ärztin, die sich an jedes Detail ihrer Ausbildung erinnern kann, aber nicht an ihren Namen und auch nicht an das Verbrechen, das sie begangen haben soll.
Als Clare orientierungslos auf einem Boot vor der indonesischen Küste erwacht, wird sie verhaftet. Sie soll ein kleines Mädchen entführt haben. Nur durch den Einsatz eines Mannes, mit dem sie angeblich verheiratet ist, kommt sie frei.
Zurück in London begreift sie, dass der Schlüssel zu dem Schicksal des vermissten Mädchens in ihrer Erinnerung vergraben ist. Doch diese ist verschüttet – von einem Trauma, so extrem, dass sich Clare mit einem völligen Blackout schützt.
» Cover & Blurb © 2016 Janet Clark & Heyne Verlag

Ich muss zugeben, dass ich bisher dachte, Janet Clark würde nur Jugendbücher schreiben. Ich selber habe von ihr vor zwei Jahren » “Singe, Fliege, Vöglein Stirb” gelesen und kannte bis vor Kurzem nur die Romane aus dem Loewe-Verlag. Aber dann habe ich erfahren, dass Mrs. Clark auch die Erwachsenen mit Thrillern bedient. Und ihren neusten – “Black Memory” – durfte ich im Rahmen einer autorenbegleiteten Leserunde im » Büchertreff jetzt lesen.
Zu allererste möchte ich loswerden, dass Janet Clark ein sehr sympathischer Mensch ist. Sie hat sich während der Leserunde immer wieder in die Diskussionen der Leser/innen eingebracht, von ihren Recherchen zu diesem doch sehr speziellen Thema erzählt und jede Frage freundlich beantwortet. Irgendwie macht das das Lesen noch ein wenig intensiver, weil man sozusagen ganz nah an der Quelle sitzt.
Aber nicht nur die tolle Begleitung ist für den Spaß an “Black Memory” verantwortlich, nein, das Buch selber ist einfach gut. Allen voran hat mir gefallen, dass der Leser immer nur genauso viel weiß, wie die Protagonistin Clare selbst. Und dank ihres Gedächtnisverlusts ist das nicht sonderlich viel. Genau genommen muss sie sich komplett auf die Aussagen anderer Menschen verlassen, denn ihr gesamtes Leben ist ein großes, schwarzes Loch. Nur auf ihr angeeignetes Wissen, vorrangig aus ihrem Medizin-Studium, hat sie noch Zugriff.
Ich brauche unbedingt mehr Flecken aus meinem leeren Lebensblatt. Bunte, positive Flecken, die mir einen Grund geben, an mich selbst zu glauben und für mich kämpfen zu wollen. Aber dazu brauche ich Informationen. Nur woher? Janet Clark – Black Memory, Seite 21
Allerdings ist es gar nicht so einfach, sich selber zu finden, wenn man durchgehend das Gefühl hat, dass einem etwas verschwiegen wird und jede Person, mit der man in Kontakt kommt, eine andere Version der Geschichte erzählt. War ihre Ehe wirklich am Ende? Hat sie England aus Angst vor ihrem Ehemann verlassen? Fragen und über Fragen, auf die Clare keine klaren Antworten bekommt.
Ich finde, dass Janet Clark die völlige Verwirrung der Protagonistin sehr gut dargestellt hat. Man kann ihre Verzweiflung spüren, den Wunsch nach Vertrauen und Geborgenheit. Es muss unheimlich schwer sein, wenn man sich an so gar nichts aus seinem Leben erinnern kann, keine Menschen, keine Erfahrungen, keine Gefühle.
Und dann ist da auch noch Bonnie, ihre kleine Tochter, die spurlos verschwunden ist. Angeblich ist sie mit Clare zusammen nach Indonesien gereist, doch niemand weiß, warum. Am allerwenigsten die Ärztin selber, doch so sehr sie sich auch bemüht, sie kommt nicht an ihre Erinnerungen ran – dabei sind genau diese der Schlüssel zum Auffinden des Mädchens.
Und damit beginnt eine monatelange Tortour. Clare weiß, dass sie sich erinnern muss, wenn sie wissen will, was mit ihrer Tochter passiert ist. Doch wie soll sie das tun, wenn sie nicht weiß, wem sie trauen soll? Und ganz ehrlich: mir ging es genauso. Mein erster Verdacht fiel direkt auf Clare Ehemann, Paul. Nachdem er sie aus Indonesien zurück nach England geholt hat, versucht er, jeglichen Kontakt nach außen abzuschirmen, nach eigenen Aussagen, um seiner Frau Zeit zu geben und keinem unnötigen Stress auszusetzen. Auf der einen Seite mag das ja auch logisch klingen, aber er ist für meinen Geschmack ein bisschen zu nervös, um als unbescholten gelten zu können. Gut, er hat ebenfalls seine Tochter verloren und will Clare vielleicht wirklich einfach Zeit geben, sich an ihn zu gewöhnen, aber irgendwie… *kopfschüttel*
Und wenn alles ganz anders ist? Wenn ich die Fakten aufgrund meiner fehlenden Erfahrungswerte falsch interpretiere? Janet Clark – Black Memory, Seite 148
Aber auch die anderen Charaktere, die im Laufe der Geschichte dazu kommen, waren mir nicht ganz koscher. Wichtige Bezugspersonen für Clare werden zum einen der Portier Raphael, der einen Kontakt zur Trauma-Therapeutin Teresa Torenzo herstellt, und eben diese. Clare reist sogar nach Italien, um sich von ihr behandeln zu lassen. Aber ich habe der Frau von Anfang an nicht so ganz über den Weg getraut, es gibt einfach zu viele kleine Details, die mir merkwürdig vorkamen.
Und genau hier für mich liegt die Stärke von “Black Memory”: der Leser kann nicht nur mitfiebern, sondern auch miträtseln. Man stellt beim Lesen automatisch Theorien und Verdächtigungen auf, die dann aber zwei Seiten später wieder durch neue Informationen zerworfen werden. Man weiß nie so genau, wer welche Hintergedanken hat und auf welche Weise in die Geschichte verwickelt ist. Kurzum: man kann das Buch kaum zur Seite legen, weil man einfach wissen will, wie es weiter geht!
Das ist auch der Grund, warum ich regelrecht durch die Seiten geflogen bin. Und es hat einfach Spaß gemacht. Ich liebe Bücher, die einen gefangen nehmen, den Detektiv in einem wecken und dem dann immer wieder überraschende Wendungen vor den Latz hauen. Und genau so eines ist “Black Memory”.

“Black Memory” von Janet Clark ist ein durchweg guter Thriller, der fesselt und einen kaum loslässt. Die Geschichte ist spannend, innovativ und gut durchdacht. Vielleicht könnte die Auflösung ein wenig unrealistisch erscheinen, basiert aber auf wissenschaftlichen Untersuchungen. Ich kann das Buch nur weiter empfehlen.

Eine schöne Buchvorstellung. Ich habe von der Autorin "Rachekind" gelesen. Das hat mir super gefallen. "Ich sehe dich" war aber ein Flop. Deshalb weiß ich nicht, ob das neue Buch was für mich wäre. Mit meiner Erfahrung steht es 50:50. 😉 Insgesamt klingt es nach deiner Begeisterung aber lesenswert. Ich werde es mal im Auge behalten.
LG und ein schönes Wochenende,
monerl
Ich habe vorher nur ein Jugendbuch von Janet Clark gelesen und das fand ich echt gut, daher bin ich auch mit einigermaßen hohen Erwartungen an “Black Memory” ran gegangen. Und ja, wie du lesen kannst, hat es mir gefallen 😉 Ich lege es dir auf jeden Fall ans Herz… vielleicht bekommst du es ja irgendwo gebraucht oder lässt es dir schenken, dann ist der “Verlust” nicht so groß 😉
Liebe Grüße
Sas
Hallo!
Was für eine geniale Rezension, die definitiv Lust auf das Buch macht. Ich werde gleich mal shoppen gehen. Nicht für mich, aber für meine Schwester. Die liest nicht viel, aber sie liebt solche Bücher wo man "was herausfinden muss", wie sie immer sagt.
Viele liebe Grüße
Yvonne
Huhu Yvonne,
na, da hoffe ich doch, dass deine Schwester genauso viel Spaß an dem Buch hat, wie ich! Zum Mitraten ist es definitiv geeignet 🙂
Liebe Grüße
Sas
Huhu!
Das klingt echt interessant, das muss ich mir mal auf die Merkliste setzen – im Moment lese ich Krimis und Thriller unheimlich gerne. Ich hatte die Autorin aber auch eher als Jugendbuch-Autorin auf dem Schirm. 🙂
LG,
Mikka
Huhu Mikka,
ich habe immer so Phasen, in denen ich ein Thriller nach dem anderen lese und im Moment bin ich auch mal wieder dabei 😉
Und ich muss sagen, dass “Black Memory” bisher eines der besten Bücher des Jahres ist – wenn nicht sogar das beste.
Die Jugend-Thriller von Janet Clark sind übrigens auch gut lesbar, so weit ich das beurteilen kann 🙂
Liebe Grüße
Sas