
Titel: Vaterliebe
Genres Drama, Humor und Satire
Seiten: 440
Erschienen 03.2008 bei Ullstein Verlag
ISBN: 978-3548266930
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Falk ist Anfang 30, Single und erfolgreicher Tv-Vorabendserien-Autor. Er glaubt, mit seinem Leben zufrieden zu sein, doch irgendetwas fehlt. Und dann erfährt er, dass er Vater eines fünfjährigen Sohnes ist – den er jetzt zu sich nehmen soll. Für Falk ein Schock… doch schnell merkt er, dass Bela vielleicht eine Chance für ihn sein könnte.

Falk, erfolgreicher Produzent einer Vorabendserie und überzeugter Berlin-Mitte-Single, erfährt plötzlich, dass er Vater eines fünfjährigen Sohnes ist.
Da die Mutter gestorben ist, nimmt Falk den Jungen zu sich. Von einem Tag auf den anderen steht sein Leben Kopf. Plötzlich entdeckt er, dass es Dinge gibt, die man mit Geld nicht kaufen kann: Die Zuneigung eines Kindes etwa. Und die Liebe der schönen Natalie.
Cover & Blurb © Edgar Rai

Ich muss zugeben, dass ich von Vaterliebe nicht allzu viel erwartet habe. Ich dachte, es wäre so eine typisch deutsche Leichtlektüre, viel Humor, wenig Tiefe. Und auch wenn der Schreibstil sehr locker und humorvoll ist, was mir so ganz nebenbei gesagt sehr gut gefallen hat, so fand ich das Thema “ungewollte Vaterschaft” super gut umgesetzt.
Aber mal von Anfang an: Falk geht es im Moment von außen betrachtet echt gut: er lebt in einer tollen Wohnung, verdient mit seiner Serie “Schöne Freunde” gutes Geld und es sieht nicht so aus, als würde sich das so bald ändern. Selbst dass eine der Darstellerinnen ihn verklagt, scheint ihn nicht zu kümmern… allerdings sieht es in ihm ganz anders aus. Auch wenn er es sich selbst (noch) nicht eingestehen will oder kann, so hat er doch die Leidenschaft für seine Arbeit verloren und sehnt sich nach etwas, das er versucht, während eines Urlaubs in Budapest zu finden. Vor einigen Jahren hat er hier viele unbeschwerte, freie Tage verbracht, doch man kann sich denken, dass er dieses Gefühl nicht wieder herauf beschwören kann.
Aber immerhin trifft er bei diesem Trip Elena wieder, seinen Urlaubsflirt von eben dieser Reise, die er versucht noch einmal zu erleben. Und damit auch die Mutter seines Sohnes, wie er einige Wochen nach seiner Rückkehr nach Deutschland erfährt. Ein Waisenhaus schreibt ihm, dass Elena gestorben ist und er als einziger Verwandter Bela nun zu sich holen soll…
Manchmal kommt mir das alles wie ein großes Missverständis vor. Natürlich tut es mir leid, dass Elena gestorben ist, aber wenn ich mir vorstelle, dass da irgendwo in Ungarn ein fünfjähriger Junge sitzt, der mein Sohn sein soll… Also, außer einem flauen Gefühl stellt sich da gar nichts ein. Was soll ich denn bitte mit einem Sohn? Und was soll der mit mir? Edgar Rai – Vaterliebe, Seite 95
Belas Einzug ist der Beginn von Falks größtem Abenteuer – sein Leben als Vater. Durch den Tod seiner Mutter ist der kleine Bela traumatisiert und hat aufgehört zu sprechen, was die Sache nicht einfacher macht. Aber die beiden lernen, sich auch ohne Worte zu verständigen und es dauert nicht lange, bis Falk seinen Sohn fest in sein Herz geschlossen hat. Allerdings ist er immer wieder hin und her gerissen zwischen Zuneigung und dem Gefühl der völligen Überforderung. Ich finde, dass Edgar Rai das unheimlich gut umgesetzt hat… ich konnte Falks Gedanken total nachvollziehen und fand es so wesentlich realistischer, als wenn sofort Friede, Freude, Eierkuchen zwischen ihnen geherrscht hätte – davon mal abgesehen, dass das Buch dann nach 150 Seiten schon zu Ende gewesen wäre 😉
Neben der Vater-Sohn-Beziehung muss Falk sich aber auch noch um andere Bereiche seines Lebens kümmern: er soll bei seiner Soap ausgebootet werden (was ihn letztendlich gar nicht so sehr stört, wie man denken könnte) und dann ist da ja auch noch Natalie, in die er sich Hals über Kopf verliebt hat. Zu doof, dass diese in einer festen Beziehung steckt und seinen Avancen so gar nicht nachgeben will.
Ich muss sagen, dass die Geschichte um Natalie der einzige Punkt war, der mir an dem Buch nicht ganz so gefallen hat. Es passt natürlich, dass es auch eine Liebesgeschichte gibt, aber diese Obsession, die Falk der Anwältin gegenüber entwickelt, war nicht ganz nach meinem Geschmack. Ich hätte eine etwas ruhigere Herangehensweise besser gefunden, auch wenn ich Natalie als Charakter mochte.
Wie eigentlich alle in Vaterliebe. Klar läuft einem das eine oder andere Klischee über den Weg – vor allem hinter den Kulissen von “Schöne Freunde”, wobei ich davon ausgehe, dass das genau so von Edgar Rai beabsichtigt ist und mich sehr amüsiert hat -, aber alles in allem fand ich doch alle Charaktere sympathisch und nicht überzogen.
Wie eben das ganze Buch in sich. Ich hatte wirklich viel Spaß beim Lesen und musste zwischendurch doch die eine oder andere Träne verdrücken – wie sich das eben für eine gute Dramedy gehört 😉
Der einzige Gedanke, der mich immer noch jedes Mal fertig macht, ist, wenn ich mir vorstelle, dass ich gelebt hätte, alt geworden und gestorben wäre, ohne zu wissen, dass es Bela gibt. Da zieht sich alles zusammen. Edgar Rai – Vaterliebe, Seite 298

Da das Buch schon relativ alt ist, bekommt man es leider nicht mehr neu, aber ich habe euch ein paar Händler rausgesucht, wo es noch verfügbar ist 🙂
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